Wie Sie durch Fehler erfolgreicher werden
In jedem Fehler steckt ein riesiges Erfolgspotential! Schließlich ist ein Fehler der Beweis dafür, welches Verhalten und welche Strategie nicht erfolgreich sind. Die Chance für Kurskorrektur in Richtung Erfolg.
„Aus Fehlern wird man klug“ behauptet das bekannte Sprichwort, in heutigem Facebook-Deutsch heißt es „Ich verliere nie. Entweder ich gewinne oder ich lerne.“ Der Unterschied zwischen den beiden Formulierungen ist ein gravierender. Wo einst ein tröstlicher Unterton durchklang, steht heute eine selbstbewusste Aussage.
Wo einst der Gedanke, wertvolle Erfahrungen zu sammeln im Vordergrund stand, ist es heute eine individuelle Bewertung und persönlich gestaltete Weiterentwicklung.
Warum nutzen wir das Erfolgspotential unserer Fehler nicht?
Ein Fehler bedeutet ja, etwas falsch gemacht zu haben, bzw. dass etwas misslungen ist. Das hat einerseits reale negative Auswirkungen.
Andererseits bewirken er und seine Folgen auch etwas in uns selbst: Negative Gedanken und Emotionen entstehen. Je nach Art und Ausmaß des Fehlers sind das Reaktionen von Erschrecken, Ärger, Peinlichkeit, sich schämen, Schuldgefühle, Nicht-wahr-haben–wollen bis hin zu depressivem Rückzug.
Diese doppelte Negativpolung verführt dazu, dass man die Auseinandersetzung mit eigenen Fehlern lieber vermeidet.
Das ist zwar verständlich, aber wenig sinnvoll. Denn auf diese Weise sammelt man lediglich negative Erfahrungen. Die große Schatztruhe der erfolgreichen Verbesserungsmöglichkeiten lässt man ungeöffnet!
Trotz aller Fehlerkultur und kluger Sprüche sind wir zumeist darauf bedacht, möglichst keine Fehler zu machen.
Kann man tatsächlich aus Fehlern lernen?
Die Antwort ist eindeutig JA! Sie können aus Fehlern lernen. Und zwar sowohl aus den Fehlern, die Sie selbst gemacht haben, als auch aus den Fehlern von anderen, die Sie beobachtet oder mitbekommen haben.
Warum macht man eigentlich immer dieselben Fehler?
Es ist wie verhext: wir neigen dazu, denselben Fehler immer wieder zu machen, sei es im sozialen Kontakt, in beruflichen Situationen oder in Beziehungsangelegenheiten. Das ist wie eine Schwachstelle im System. Selbst wenn wir sie als Fehler erkannt haben, ist es ausgesprochen schwierig, komplexe Verhaltensweisen, die wir noch dazu schon lange anwenden, zu verändern.
Das liegt vor allem daran, dass wir die einzelnen Komponenten des Verhaltens nicht mehr wahrnehmen, sondern sie als ein komplexes Gesamtgefüge sehen.
Hier ein Beispiel:
Ganz selbstverständlich gehen wir erstmal davon aus, dass die Punkte 1 und 4 durch eine Linie verbunden sind und die Punkte 2 und 3. Dass die Punkte 1 und 3 durch eine Linie verbunden sind, entzieht sich erstmal unserer Wahrnehmung und wir halten es überdies für extrem unwahrscheinlich.
Wir erkennen also die konkrete Fehlerursache nicht. Verändern kann man aber nur Fehler mit bekannter Ursache.
Lernen wir aus allen Fehlern?
Nein, das tun wir nicht.
Die Voraussetzung dafür, aus einem Fehler zu lernen, ist ein Verhalten überhaupt als Fehler zu sehen. Aus mehreren Gründen tun wir das oft nicht
- Stoßen wir an die Grenzen unseres Wahrnehmungsvermögens, (siehe oben), so können wir den relevanten Punkt für eine Fehlerkorrektur nicht finden. Häufig sehen wir dann die Fehlerursache in der Situation oder Sachzwängen.
- Fehler sind nichts objektives, sondern immer in einem Zusammenhang zu betrachten. Einige Fehler werden per Gesetz für ein Land festgelegt. Andere sind kulturspezifisch, wenn ganz unterschiedliche Manieren erwünscht sind oder als no-go gelten. Spielregeln in Organisationen definieren Fehlerquellen. Wenn wir die Regeln oder den Zusammenhang nicht kennen, können wir auch den Fehler nicht erkennen.
- Eine große Rolle spielt auch das persönliche Wertesystem: Was betrachtet man selbst als richtig oder falsch? Davon hängt ganz wesentlich ab, was wir als Fehler empfinden.
Die Bewertung von Situationen und Handlungen sind also ausschlaggebend dafür, ob wir aus Fehlern lernen können oder nicht.
Zusätzlich gibt es noch einen ausschlaggebenden Aspekt, nämlich die Frage, ob wir aus Fehlern überhaupt lernen wollen. Ohne diese Motivation ist es nahezu unmöglich, aus Fehlern zu lernen. Stattdessen werden Schuldzuweisungen vorgenommen, sowohl an andere, wie auch Selbstvorwürfe.
Irren ist menschlich!
Fehler machen gehört ganz selbstverständlich zu unserer Entwicklung. Jeder von uns hat als Kind ausprobiert und dabei Fehler gemacht. Erneutes Probieren, eine andere Strategie, die Hilfestellung durch die Eltern und später die Freunde lassen einen jeden von uns durch Fehler und deren Korrektur lernen.
Fehler sind das Grundprinzip jeder Weiterentwicklung, sie sind Denkanstoß, um einen neuen Standpunkt zu finden. Fehler sind Signalzeichen für Veränderungen und ein Vorbote für Innovation.
Ich möchte nicht zu Unbedachtheit und Leichtfertigkeit aufrufen. Schließlich sind die Folgen eines Fehlers ja in der Regel unerwünscht. Aber primär darauf bedacht zu sein, Fehler möglichst zu vermeiden, schadet schlichtweg. Es schadet der eigenen Freude am Ausprobieren. Es minimiert das Potenzial auf Weiterentwicklung. Es hemmt den Spaß am Lernen. Es hindert daran, mal anders oder quer zu denken und somit die eigene Kreativität.
Neun Tipps für Ihre persönliche Fehlerkultur
1. Entwickeln Sie eine Haltung von Fehlerfreundlichkeit gegenüber anderen genauso wie gegenüber sich selbst.
Fehler passieren jedem. Bedenken Sie, dass Fehler per definitionem niemals mit Absicht gemacht werden. Akzeptieren Sie das Auftreten von Fehlern als normale Gegebenheit. Richten Sie Ihre Konzentration und Energie auf die Fehlerkorrektur.
2. Verwechseln Sie Fehlertoleranz nicht mit Fehlerignoranz
Achten Sie auf Fehler, auch auf kleinere Fehler. Nennen Sie Fehler beim Namen und reden Sie darüber. Bleiben Sie gleichzeitig sachlich und neutral. Entscheiden Sie, welche Veränderung erforderlich ist. So können heimtückische Fehlerketten deutlich früher erkannt werden.
3. Betrachten Sie Lernen aus Fehlern als großen Gewinn
Jeder Misserfolg und jeder Fehler bietet Ihnen die Chance, eine Sackgasse zu verlassen, Kurskorrekturen vorzunehmen und einen besseren Weg einzuschlagen. Freuen Sie sich über neue Erfahrungen.
4. Machen Sie grundsätzlich Fehleranalysen
Bei aufgetretenen Fehlern oder abgeschlossenen Projekten sollten Sie immer auch einen Blick auf die aufgetretenen Fehler werfen. Die Leitfragen dafür sind: An welchen Stellschrauben können Sie etwas verändern? Wie kann es besser gehen?
5. Spielen Sie Fehler nicht herunter
Auch wenn „es am Ende gut ausgegangen ist“, sollten Sie nicht auf eine Fehleranalyse verzichten. Selbst Fehler, die auf den ersten Blick keine große Rolle spielen, bergen Verbesserungspotential.
6. Trennen Sie Ihre Emotionen von der Fehleranalyse
Mancher Fehler verlangt nach sofortigem Improvisieren. Die meisten jedoch haben etwas Zeit, um die eigenen Gefühle zu beruhigen. Tun Sie das unbedingt, denn für eine kluge Fehleranalyse und Fehlerkorrektur brauchen Sie einen kühlen Kopf.
7. Verabschieden Sie sich von der Schuldfrage
Die Suche nach der Schuld führt zu Widerstand – man beginnt sich zu verteidigen. Das dient der Sache nicht sondern führt auf die rein persönliche Ebene. Stellen Sie besser die Frage nach dem Ursache-Wirkungs-Mechanismus.
8. Leben Sie nicht in der Angst, Fehler vermeiden zu müssen
Angst ist niemals ein guter Berater. Sie lähmt Kreativität und Spontanität. Sie können weder Ihr Leistungspotential entfalten noch frei und mit Spaß bei der Sache sein.
9. Gezielt Fehlern vorbeugen
Fehlern vorzubeugen, indem man gründlich abwägt, sich bei größeren Entscheidungen beraten lässt, mögliche Fehlerquellen im Vorfeld mitberücksichtigt und sich auch mal ein worst-case-Szenario vorstellt, sind wichtige Strategien.
Liebe Frau von Wins,
ein großartiger Beitrag – herzlichen Dank.
Verbindliche Grüße
Claudia Bureik
(zur Zeit als Fachkraft für Deutsch und Englisch im sonderpädagogischen Unterrichtseinsatz tätig)