Der Sprung in die Karriere: vom Studium in den Beruf
Viele Absolventen haben Angst, nach ihrem Studium keinen passenden Job zu finden oder verlieren sich auf der Suche nach dem Traumjob. Im heutigen Artikel erkläre ich, was für einen erfolgreichen Start in die Karriere wirklich wichtig ist: Anfangen!
Den Abschluss in der Tasche und dennoch keine Feierlaune?
Ein abgeschlossenes Studium kann Anlass zu großer Freude und einer riesigen Party sein. Oder aber zu einem grauenvollen Mix aus Verzweiflung und Ratlosigkeit: Was soll ich jetzt machen? Wohin soll es beruflich gehen? Wer will mich überhaupt anstellen?
Plötzlich stellt man fest, dass man zwar das Studium und die Prüfungen durchgezogen hat, aber gar keine Ahnung hat, was man damit nun anfangen soll. Schlimmer noch: man zweifelt daran, dass es überhaupt der richtige Weg war, den man da eingeschlagen hat. Es fehlt jegliche positive Perspektive.
Der Vergleich mit den Mitstudenten ist ernüchternd, sie sind guter Dinge und starten durch in einen Beruf. Nur man selber rotiert auf der Stelle. Dazu kommt der Druck von außen, durch die eigene finanzielle Situation und die Erwartungen des familiären Umfeldes.
Eine Reihe von Fragen tun sich unvermittelt und heftig auf:
- Wie finde ich den richtigen Job?
- Welches ist das richtige Unternehmen für mich?
- Soll ich einen Job als Trainee annehmen?
- Wäre es besser, mich am Lehrstuhl auf eine Assistenzstelle zu bewerben?
- Ist es sinnvoll, ein Promotionsstudium dranhängen?
- Oder vielleicht doch erst eine Zusatzausbildung machen?
Bleiben Sie ruhig!
Sie sind definitiv nicht der bzw. die Einzige, dem/der es so ergeht. In meinen Seminaren für die Arbeitsagentur München habe ich jahrelang viele hochqualifizierte Studienabgänger erlebt, die sich mit genau diesem Problem auseinandergesetzt haben.
Genaugenommen ist es genau das Gegenteil: Es handelt sich um ein Phänomen, das typisch für Übergänge ist!
Übergänge sind so gut wie immer aufregend und begleitet von Spannung, Erwartungen und Zweifeln, schließlich geht es um eine Entscheidung, die klug getroffen sein will, da sie prima vista bindend und endgültig erscheint. Und der Übergang vom Studium in den Beruf ist nun mal kein kleiner Schritt, sondern eine große Veränderung.
Was hilft ist Ruhe und Besonnenheit. Denn es sieht nur auf den ersten Blick so unwiderruflich aus. Tatsächlich handelt es sich lediglich um einen ersten Schritt. Der jedoch will gemacht werden!
Keine Angst vor Entscheidungen!
Eine Entscheidung zu treffen heißt einerseits Klarheit für das eigene Ziel und das weitere Handeln zu haben. Andererseits ist eine Entscheidung gleichzeitig auch immer der Abschied von all den anderen Alternativen! Es bedeutet das Meer der Möglichkeiten zu verlassen und nun einen Fluss zu wählen, auf dem man segelt. Das macht es so schwer.
Machen Sie sich klar, dass eine Entscheidung keine lebenslängliche Verpflichtung ist, sondern nur der erste Schritt!Dies ist oft ein Trugschluss, denn berufliche Wege sind heutzutage keine Einbahnstraße mehr. Berufliche Entwicklungen verlaufen meistens nicht absolut geradlinig und sie sind schon gar nicht unabänderbar. Die lebenslängliche Zugehörigkeit zu einem Betrieb hat mittlerweile eher Seltenheitscharakter. Lebenslängliches Lernen hingegen ist eine Selbstverständlichkeit. Dadurch ergeben sich ganz neue Chancen und Möglichkeiten, die Sie nutzen können.
Der Übergang vom Studium in den Beruf:
Urplötzlich ist man gezwungen, über sich selber nachzudenken und herauszufinden, was man will. Was man nicht sein will, ist häufig ziemlich klar, was man hingegen konkret sein will, oft noch unscharf und eher die Beschreibung eines allgemeinen Lebensgefühls. Man hat gewisse grundsätzliche Ansprüche an die Arbeit, den Beruf, das Umfeld und den eigenen Lifestyle.
So wünscht man sich eine interessante Tätigkeit, nette Kollegen, ausreichend Herausforderungen und Karrieremöglichkeiten und gleichzeitig genügend Zeit für Privatleben und Freizeit.
Damit bleibt man jedoch stecken in einer generellen Beschreibung von Rahmenbedingungen. Ich bin immer wieder erstaunt, wie die detailliert die Rahmenbedingungen beschrieben werden. Jedoch der Kern: nämlich die berufliche Tätigkeit, das konkrete Tun im Nebel bleibt.
Ich gebe zu, hier ungerecht zu sein, denn wer am Anfang seiner beruflichen Karriere steht, kann oftmals noch gar nicht sagen, was die motivierenden Inhalte sein werden. Das ist ja die Krux!
Am Anfang einer Karriere geht es darum, eigene Erfahrungen zu sammeln, die dann darin münden, zu wissen, was einen wirklich begeistert, wo man selber stark und erfolgreich ist, was einen motiviert und Spaß macht. Auf diese und keine andere Art finden Sie heraus, was Ihre Stärken sind.
Kein Testverfahren, kein Lehrbuch und kein noch so schlauer Ratgeber kann Ihnen die eigene Erfahrung abnehmen!
Tappen Sie nicht in die Traumjobfalle!
Wer am Anfang seiner beruflichen Karriere glaubt, den Traumjob finden zu müssen, wird höchstwahrscheinlich daran scheitern. Ihr Traumjob entsteht nicht auf dem Reißbrett, sondern mit wachsender Erfahrenheit.
Vergeuden Sie nicht unnötig Zeit und Kraft damit, am Anfang das genau Richtige zu finden. Denn das kann geradezu ein Teufelskreis werden: wenn man sieht, dass ganz viele Jobs nicht den eigenen Fähigkeiten und Wunschvorstellungen entsprechen. Jede Absage auf eine erwünschte Stelle erhöht dann die Frustration mit der Konsequenz, dass die eigenen Wünsche zunehmend als illusionär wahrgenommen werden. Und irgendwann ist man dann an dem Punkt, wo man aufgibt und irgendwas macht, statt das eigene zu suchen, sich dem anzunähern und es zu erreichen.
Verabschieden Sie sich von der Idee, den exakt passenden Job finden zu müssen. Betrachten Sie es besser als Orientierungsphase, in der Sie herausfinden, was Ihnen gut gefällt, wo sie glänzen und erfolgreich sind. Aber auch wo Sie scheitern und sich weiterentwickeln können.
Karriere ist die Summe aller Arbeitserfahrungen im Laufe Ihres Lebens.
Mit zunehmender Erfahrung werden sich Ihre eigenen Kriterien verfeinern und sich zuspitzen. Die persönlichen Erwartungen werden immer klarer und konkreter. Das ergibt eine Art von Kreislauf zwischen Anforderungen und Auswahl.
Fangen Sie an!
Betrachten Sie grundsätzliche Zweifel mal ganz nüchtern als den Anfang Ihrer Karriere. Selbstreflektion ist eine gute Basis und wird Sie weiterführen. Verharren Sie aber nicht darin, sondern ergreifen Sie Möglichkeiten, selbst wenn diese nicht hundertprozentig sind. Beginnen Sie! Finden Sie Ihre Stärken heraus, indem Sie sich ausprobieren. Suchen sie gezielt nach dem, was Ihnen Spaß macht, wo Sie Herausforderung spüren und verfolgen Sie diesen Weg.
Sie haben einen akademischen Abschluss erreicht – feiern sie diesen Erfolg! Und beginnen Sie nun Ihren beruflichen Weg.