Karriere­strategien:
Wie Sie im Vorstellungs­gespräch wirklich punkten können

Die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch ist erstmal mit Freude verbunden: Sie gehören zum Kreis der interessanten Bewerbungskandidaten. Sie können sich nun persönlich präsentieren. Und schon kommen andere Gefühle dazu: Unsicherheit, Nervosität. Und die Frage, wie mache ich das am besten?
Ich gebe Ihnen hier Impulse, Strategien und Tipps, wie Sie im Vorstellungsgespräch richtig punkten werden: Indem Sie selbstbewusst auftreten.

1. Ordnen Sie die Situation richtig ein

Ein Vorstellungsgespräch ist keine alltägliche Situation, kein Gespräch auf Augenhöhe, sondern ein Auswahlverfahren, in dem Sie beurteilt werden. Das Ergebnis dieses Gesprächs ist eine Ja-oder-Nein-Entscheidung. Absage oder Zusage, bzw. Einladung zu weiteren Auswahlverfahren.

So gut wie niemand empfindet es als angenehme Situation, mit Fragen durchleuchtet und beurteilt zu werden. Noch dazu, wenn man mehreren Personen gegenübersitzt. Irgendwie erinnert es doch dunkel an die Schulzeit, wo man Rede und Antwort stehen musste. Ein unangenehmes Gefühl. Beginnen Sie deshalb damit, die Situation richtig einzuordnen.

Versetzen Sie sich erst kurz in die Rolle des Arbeitgebers: Eine Stelle in seinem Team oder Unternehmen ist neu zu besetzen. Trifft er eine Fehlentscheidung, so kann das für ihn zur teuren Angelegenheit werden. Ist es nicht verständlich, dass er sich so sicher wie möglich sein will, die beste Besetzung zu bekommen?

Die offene Stelle beinhaltet spezifische Aufgaben und Anforderungen: Qualifikation, Kenntnisse, Erfahrungen und Kompetenzen. Gleichzeitig gehört auch das konkrete Umfeld, die Kolleg/innen, Kunden, Lieferanten, die Unternehmensstruktur, die Unternehmenskultur, etc. dazu. Im Gegensatz zu Ihnen kennt er all diese Variablen gut. Daher hat er eindeutige Entscheidungskriterien, selbst dann, wenn es eine „Bauchentscheidung“ ist.

Was in einer Stellenausschreibung beschrieben wird, ist nur ein Teil der tatsächlich gewünschten Anforderungen.

Mein Tipp: Machen Sie sich klar, dass die Befragung und Bewertung berechtigt und sinnvoll ist. Richten Sie Ihre persönliche Vorbereitung daran aus!

2. Bleiben Sie authentisch

Immer wieder werde ich in der Beratung gefragt: Wie kann ich mich im Vorstellungsgespräch besser selbst vermarkten? – Meine Antwort wird Sie verblüffen, vielleicht sogar enttäuschen. Denn meine Antwort heißt: Vermarkten Sie sich nicht! Wenn Sie wirklich überzeugen wollen, brauchen Sie ein authentisches und selbstbewusstes Auftreten.

Der Unterschied zwischen selbstbewusstem Auftreten und Selbstvermarktung

Klares Angebot statt schwülstigem Anpreisen

Wenn Sie sich selbst vermarkten, dann werden Sie zu einem Produkt. Ein Produkt, das sich möglichst gut verkaufen soll. Sie suchen also nach guten Verkaufsargumenten, nach den besonderen Vorteilen, die für Sie sprechen. Das bedeutet: Sie fokussieren nur noch auf das ganz Besondere – kein Wunder wenn Ihnen da nicht sehr viel einfallen sollte. Im schlimmsten Falle fühlen Sie sich klein und unbedeutend, weil Sie glauben, nicht ausreichend besonders zu sein. Selbstbewusste Menschen wissen genau, was sie können.

Wechseln Sie die Denkrichtung! Überlegen Sie nicht weiter, wie Sie sich verkaufen wollen. Denken Sie besser darüber nach, was Sie tatsächlich zu bieten haben. Dazu wird Ihnen eine Menge einfallen. Ihr Lebenslauf ist das Grundgerüst mit den wesentlichen Informationen. Erstellen Sie Ihre persönliche Bestandsaufnahme und verschaffen Sie sich einen klaren Überblick. Wie Sie das machen können, habe ich ausführlich in „Karrierestrategien: Wie Sie sich selbstbewusst präsentieren“ beschrieben.

Selbstsicherer Auftritt statt blenderischer Selbstdarstellung

Wenn Sie sich selbst vermarkten wollen, werden Ihre Gedanken sich darum drehen, wie Sie wirken sollten, wie Sie positiv auffallen könnten, welche Fehler Sie vermeiden sollten, wie Sie sich darstellen sollten. Ihre Konzentration richtet sich also primär auf Wirkung. Ihre Aussagen werden zu Marketingargumenten und Sie mutieren zum Verkäufer. Das macht Stress! Zusätzlich müssen Sie auch noch laufend überprüfen, ob Sie „richtig“ wirken. Das macht noch mehr Stress und bewirkt am Ende nur eins: nämlich Unsicherheit.

Wirklich punkten können Sie dagegen, wenn Sie einfach Sie selbst sind. Das ist sicheres Terrain, auf dem Sie sich auskennen und sich wohlfühlen. Selbstbewusste Menschen sind sich Ihrer selbst sicher. Sie kennen ihre Stärken und ihre Schwächen. Sie wissen, dass sie nicht nur erfolgreich waren, sondern auch Niederlagen erlebt und Fehler gemacht haben. Strategien für eine realistische Selbsteinschätzung finden Sie ebenfalls in meinem Beitrag „Karrierestrategien: Wie Sie sich selbstbewusst präsentieren“.

3. Bereiten Sie sich klug vor

Das Phantastische bei einem Vorstellungsgespräch ist: Sie können sich sehr gezielt darauf vorbereiten.

Dazu gehört unbedingt dass Sie

  • sich umfassend über das Unternehmen informieren
  • die konkrete Stelle und Tätigkeit kennen
  • Ihren eigenen Werdegang mit allen beruflichen Stationen parat haben
  • sich auf die typischen Fragen vorbereiten
  • klare Aussagen über sich selbst machen können

Umfassende Informationen einholen

Bei den ersten beiden Punkten handelt es sich darum, zu recherchieren und Informationen einzuholen. Es ist ein bisschen Fleißarbeit, die sich aber lohnt. Je mehr Sie wissen, umso sicherer werden Sie sein. Auf viele Fragen werden Sie leichter und fundierter antworten können. Insbesondere auf alle Fragen, die darauf abzielen herauszufinden, warum Sie sich für ausgerechnet dieses Unternehmen interessieren.

Informationen, die Ihnen fehlen, notieren Sie sich und stellen diese im Vorstellungsgespräch. Es wird von Ihnen nicht erwartet, dass Sie schon alles wissen, aber dass Sie sich ernsthaft dafür interessieren.

Relevante Informationen über sich selbst zusammenstellen

Ihren eigenen Werdegang sollten Sie natürlich auswendig kennen. Bedenken Sie, dass Ihr Lebenslauf bereits vorliegt und Fragen dazu gestellt werden. Bereiten Sie eine Kurzversion mit den wichtigsten Stationen vor. Stellen Sie sich dabei folgende Fragen: Warum greife ich gerade diese Stationen als wichtig heraus? Was genau ist mir daran wichtig? Das können erworbene Kompetenzen oder Erfahrungen sein, ebenso wie persönliche Schlussfolgerungen. Bedenken Sie, dass authentisch sein nichts anderes bedeutet, als bei den Tatsachen zu bleiben.

Überlegen Sie sich ehrliche Antworten. Vermeiden Sie dabei unbedingt, negativ über den alten Arbeitgeber, die Kollegen oder irgendjemand anderen zu sprechen.

Mein Tipp: Wo immer Ihr Lebenslauf für Dritte eine Frage aufwirft, suchen Sie nach einer Antwort. Das kann z.B. ein häufiger Jobwechsel sein, oder eine komplett andere Tätigkeit, die Sie ausgeübt haben. Wenn Sie schon lange Jahre Berufserfahrung beim selben Arbeitgeber haben, stellt sich die Frage, warum Sie jetzt plötzlich wechseln wollen.

Sicher antworten auf typische Fragen

VorstellungsgesprächEs gibt einige Fragen, die in fast jedem Vorstellungsgespräch gestellt werden. Die bekannteste ist die nach den persönlichen Stärken und Schwächen. Diese können Sie gut beantworten, denn damit haben Sie sich ja intensiv in Ihrer Selbsteinschätzung auseinandergesetzt. Und genau darum geht es, wenn Sie sich auf die typischen Fragen vorbereiten wollen: Denken Sie nach über wichtige Themen in Ihrem beruflichen und privaten Leben und finden Sie Ihre persönlichen Antworten.

Ich gebe Ihnen einige der wesentlichen Themen als Beispiel: Wie wollen Sie sich beruflich entwickeln, mittelfristig und langfristig? Welche konkreten Ziele haben Sie? Welche Herausforderungen reizen Sie? Was motiviert Sie? Wie mobil sind Sie – käme ein Ortswechsel für Sie in Frage? Wie flexibel sind Sie? Wie sieht Ihre Vereinbarkeit von beruflichem und privatem aus? …

Machen Sie noch einmal den Perspektivenwechsel und schlüpfen Sie in die Rolle des Arbeitgebers. Ein interessanter Bewerber sitzt vor Ihnen, seine schriftlichen Unterlagen sind überzeugend. Nun gilt es, in einem ca. einstündigen Gespräch einen möglichst genauen Eindruck der Person zu bekommen.

Um Sie aus der Reserve zu locken, werden zuweilen auch provokative Fragen gestellt. Ich frage Sie: Wenn als Antwort freundliche Floskeln oder abgedroschene Standardantworten kommen, was würden Sie denken? – Also beantworten Sie die Fragen ehrlich. Wenn Ihnen spontan keine Antwort einfällt, oder Sie hin-und hergerissen sind, was Sie sagen sollen, dann wenden Sie die Technik des lauten Denkens an. Das bedeutet, Sie sprechen Ihre Gedanken aus, wägen Argumente ab oder benennen Ihre Zweifel. Lassen Sie die Anwesenden an Ihren Gedankengängen teilhaben. Ein differenzierter und nachvollziehbarer Gedankengang zeugt mehr von Kompetenz als eine schnelle Antwort.

Klare Aussagen über sich selbst machen

Mit Hilfe einer Selbstreflektion werden Sie wissen, was Sie aussagen wollen. Das sind die Inhalte. Aber wie sieht es mit der Form aus? Es ist ein großer Unterschied, ob Sie sagen „Ich möchte gerne mehr Verantwortung übernehmen“ oder „Man will ja auch Verantwortung übernehmen“. Wenn Sie über sich sprechen, dann verwenden Sie am besten das Wörtchen „ICH“ statt „man“. Vermeiden Sie Allgemeinplätze oder Sprichworte. Selbstbewusste Menschen nehmen sich selbst ernst. Das zeigt sich auch in Ihrer Sprache.

Mein Tipp: Formulieren Sie Ihre Selbstaussagen schriftlich und wandeln sie dann in die Ich- Form. Sie werden merken, dass sich mehr ändert, als nur das „Ich“ 😉

4. Dressed to work

Am Ende einer Beratung kommt häufig etwas verstohlen die Frage nach dem Outfit. Hier gilt nichts anderes: Bleiben Sie authentisch und verkleiden Sie sich nicht. Der erste Eindruck bei einem persönlichen Treffen ist wichtig. Stellen Sie sich das vor wie eine Art Bodyscan. Er beginnt beim Gesicht und endet an den Füßen, das sollte fließen können. Geben Sie Ihrem Gegenüber keinen Anlass, über etwas zu stolpern oder hängen zu bleiben. Tragen sie im Gesicht einen offenen Blick und ein freundliches Lächeln. Tragen Sie an den Füßen geputzte Schuhe und dazwischen die Kleidung, die Sie in diesem Unternehmen, in diesem Job auch sonst täglich tragen würden. Eigener Stil ist erlaubt, aber bedenken Sie die Aussage, wenn Sie sich z.B. für die Krawatte mit dem lustigen Mickey Mouse Motiv oder die durchsichtige Bluse entscheiden.